Von „Gottesfurcht und Vaterlandsliebe“ zum „Bürgerengagement 2.0“

Wege und Abwege der politischen Bildung in zwei Jahrhunderten
50 Jahre „Politische Runde“ lassen sich erst dann angemessen würdigen, wenn wir sie als Beispiel guter Praxis der Politischen Bildung in deren historischem Kontext aufsuchen. Wenn wir uns im Folgenden der historischen Entwicklung politischer Bildung im Verlauf von rund 200 Jahren widmen, dann dürfte deutlich werden, wie sehr sie stets als Reflex des Wandels ihrer gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu begreifen ist. Der Strukturwandel politischer Bildung und Gesellschaft stehen historisch in engem Zusammenhang. Dass ihre Entwicklung dabei nicht bruchlos im Gleichschritt der Faktoren, ohne Umwege oder Abwege, gleichsam auf einer Einbahnstraße der Modernisierung verlief, lässt sich beispielhaft auch an der Entstehungsgeschichte der Politischen Runde selbst studieren. Als von Bürgerengagement, Partizipation und demokratischer Teilhabe oder gar von einer Politisierung der Bundesrepublik noch kaum die Rede war, gründete Otto Roche 1961 in Wuppertal eine Lern- und Arbeitsgruppe, welche die politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen, Diskussionen und Kontroversen der Zeit nicht nur verstehen und reflektieren, sondern das gewonnene Wissen selbst in politisches Handeln übersetzen wollte. Derartige Ambitionen aber lagen quer zum Zeitgeist der tendenziell „unpolitischen“ Wirtschaftswunderjahre der Republik.
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