Kosters Kommentare: die Erste

Erst im Kabarett wird einem so richtig klar, welch enorme Beschleunigung die politischen Ereignisse im Laufe eines Vierteljahres erfahren können, und wie irrwitzig (=irre witzig) das Verhalten der politischen Eliten bisweilen daherkommt. Jutta Koster hat es mit ihren Kommentaren zum ersten politischen Quartal 2012 gezeigt: beinhart, zuckersüß und vor allem – Angela Merkel. Das ist ihr alter Ego im Programm und manchmal auch zwischendurch: „Frau Koster, auch in Europa unterscheiden wir zwischen Gurkenstaaten und Schurkenstaaten. Die Schurkenstaaten, zum Beispiel Deutschland, die saugen aus. Die Gurkenstaaten, zum Beispiel Griechenland, die werden ausgesaugt. Und glauben Sie mir, ohne diese wichtige und richtige Regelung, da würden die Deutschen Automobilexporte einbrechen, wie ein Joghurtbecher unter dem Gewicht von Rainer Calmund.“  Klar, dass bei der Merkel-Parodie die Mundwinkel nach unten hängen müssen. Ohne geht nicht. Jutta Koster kann das, und sie hat sie alle, die Themen, die gut und teuer und gern auch absurd sind: Wulff („Wulffsgeheule“), Guttenberg („Raubkopierer“), Gaucks „wilde Ehe“ („Schadt-Gauck“), „Merkels Kanzlerdämmerung“, „Putin, der lupenreine Demokrat, halbnackt, mit Tigern in der Taiga“, Gerhard Schröder („der alte Gashahn“) und Philipp Rösler mit seiner „Anschlussverwendung für Schlecker-Frauen.“ Die Kabarettistin hat sich eingelassen auf ein Frage-Antwort-Spiel mit Detlef Vonde. Gemeinsam hangeln sie sich von Ereignis zu Ereignis, querbeet durch 2012-1 und Jutta Koster gibt dabei kostbare Kostproben der vollen Palette ihre Stil- und Ausdruckformen: Sketche, Lieder, Parodien, Wortspiele. Mal blumig, mal staubtrocken, mal frech, mal lasziv säuselnd werden politische und gesellschaftliche Zustände glossiert. Und immer ist der Contrabass im Spiel: Instrument und Partner zugleich beim Präsidenten-Rap oder Leerseiten-Blues. Wie das denn so laufe mit dem kreativen Prozess beim Entwickeln ihrer Nummern, wird sie am Ende vom Publikum gefragt. – Niemals den Nachrichtenticker abstellen, bis man dort hängen bleibt, wo die Idee entsteht. Und dann geht alles wie von selbst. Tabus im Kabaretts? – Nie auf Kosten von Katastrophenopfern. Grenzen? – Strafrechtlich Relevantes. Und weil politisches Kabarett auch eine Variante von politischer Bildung ist, wird Jutta Koster jetzt regelmäßig in der Politischen Runde erscheinen. Das zahlreiche Publikum von gestern Abend freut sich darauf.