Koster & der Letta-Man

Kosters Kommentare, die Dritte, in der Politischen Runde: so verrückt war das politische Halbjahr 2013. Steuerskandale, lupenreine Demokraten in Russland – oder beides in eins. Parteien zwischen Witz und Wahnsinn. Kuriose Kanzlerkandidaten-Statements. Noch immer arme Griechen und Europoly. usw. usw. usw. Jutta Koster geht der Stoff nicht aus. Hier O-Töne von gestern Abend  im Gespräch mit Detlef Vonde.

VONDE: Tschetschenien, das ist doch die neue Heimat von Gerard Depardieu. (franz.: „Depp Adieu“) Der dicke Obelix-Schauspieler der Franzosen. Der alte Gallier hat sich nach Russland verdünnisiert, aus steuerlichen Gründen. Russland hatte ihm ein Angebot gemacht, dem er nicht widerstehen konnte, einen Einkommensteuersatz von 13%. Hollande in Frankreich drohte ihm mit der Reichensteuer (mindestens 45% für Einkommen von über 150.000 Euro). Und dann hat Putin Depardieu noch ein bisschen Honig um den Bart geschmiert, weil er damals Grigori Rasputin so schön verkörpert hat. Rasputin, das war ein Sex besessener Wanderprediger aus der Zarenzeit. Schwupps, hat Depardieu den Umzugswagen nach Russland bestellt und spielt ab sofort den Kosakenzipfel.  

KOSTER: Und jetzt, jetzt wohnt er in Grosny, in einem Wollkenkratzer namens Olymp. Dort hat ihm Ramsan Kadyrow,  Präsident der Provinz Tschetschenien eine Luxuswohnung geschenkt.  

VONDE: Kadyrow, das ist ja mindestens ein so lupenreiner Demokrat wie Vladimir Putin. Kadyrow lässt foltern und hat gerade eigenhändig seinen Sportminister im Boxring verprügelt, weil der nicht gespurt hat. Hoffentlich benimmt sich Depardieu nicht daneben. Putin, der hat ja was gegen Leute, die aufmucken. Wie Michael Chodokorkowski, der für zehn Jahre ins Arbeitslager gekommen ist, weil er Gegner von Putin unterstützt hat. Oder die Journalistin Anna Politkowskaja, die vor sieben Jahren wegen ihrer Berichte über die Morde in Tschetschenien umgebracht wurde.  

KOSTER:  Und als die Musikerinnen von Pussy Riot sowas richtiges Verbotenes getan haben, also als die in die Kirche gegangen sind, um zu beten. Da hat der Putin gesagt, dass nur milde Strafen für sie will. Und jetzt: Sitzen die Musikerinnen seinetwegen nur zwei Jahre in Haft. Ach der Putin, das ist so ein feiner Kerl. Außen hart und innen ganz weich. Bloß keine Kritik. Unsere Kanzlerin, die hat das auch klar erkannt: Was hat die zu Putin gesagt: „Wenn ich so empfindliche wäre wie sie, dann wäre ich keinen Tag länger Bundeskanzlerin. Den schwarzen Gürtel im Judo, den trägt Putin doch nur, weil er ihn in seiner Männergruppe handgebatikt hat bei Vollmond. Armes Russland!

VONDE: Dann haben wir ja noch ein wichtiges Thema: Wir erleben gerade die Geburt des Wahlkampfthemas „Steuergerechtigkeit“, und das ausgerechnet am Rand des Fußballplatzes. Ziemlich blöd für Uli Hoeneß. 20 Millionen Euro soll ihm ein Kumpel aus Frankreich rüber geschoben haben, an der Steuer vorbei auf ein Konto in der Schweiz. Und jetzt, jetzt musste er 5 Millionen Euro Kaution hinterlegen, nur um seine Bayern über Barcelona siegen zu sehen. Aber der Hoeneß, der arbeitet ja im Nebenjob als Chefredakeur für den „Selbstanzeiger“. Der hat dem bayerischen Finanzamt reumütig sämtliche Steuersünden gebeichtet. Und damit ist er ja ein Fall für die Steueramnestie, oder? Apropos Bundesliga, Mario Götze, der wechselt von Dortmund zum FC Bayern.    

KOSTER: Und wird postwendend vom Finanzamt München gepfändet. Der Dortmunder Trainer Jürgen Klopp, der hat kein Problem damit, wenn ihm München die Spieler wegkauft . Wie hat der so schön gesagt: „Andere Mütter haben auch schöne Söhne“. Der Mann gelt sich eben nicht nur das Haar, nein, der fasst die Probleme an der Haarwurzel . So haben sie denn auch gesiegt, die Dortmunder, in der Championsleague mit 4:1 gegen LÓreal Madrid. 

VONDE: Für Seehofer wird’s brenzlig: Hoeneß lebt schließlich in seinem Königreich, in Oberbayern am Tegernsee und da gibt es am 15. September Landtagswahlen. Der arme Horst hat ja jetzt schon Alpträume von einem Wahlsieg der Sozialdemokraten: Weil sein Gegenkandidat Christian Ude von der SPD immer so schön den Fassanstich zur Wies’n hingekriegt hat, hat Seehofer jetzt schon Schiss in der Lederbuxe, das er abgewählt wird.  

KOSTER: Und Seehofer, der hat erstmal den Reportern zu Hoeneß nichts gesagt, sondern ist gleich ins nächst beste Bierzelt verduftet. Dann aber doch: Die Steuerangelegenheit, Uli Hoeneß ist ein schwerwiegender Fall. Zu einem Rechtsstaat gehört die Steuerehrlichkeit und es darf der ehrliche Bürger nicht der dumme sein. Ist er aber, wenn man bedenkt, wie selten Steuerskandale auffliegen. Weil das Personal fehlt: allein in Bayern ist ein Fünftel der Stellen in der Steuerfahndung nicht besetzt.  

VONDE: Und? Befürchtest Du jetzt schon, dass die CDU wegen ihrer Steuerpolitik die Bundestagswahl verliert?  

KOSTER: Nee, eher wegen der nervösen Bayern, ich bin gespannt, was der Seehofer vor der Wahl noch anstellt. Der kann doch jetzt schon nicht einschlafen, nein, der zählt nachts schon das Stimmvieh auf seiner Alm.  

VONDE: Und Dein Alter Ego, die Bundeskanzlerin?  

MERKEL: Ich als Bundeskanzlerin bin völlig beruhigt. Ich habe nämlich diese schöne Umfrage des Deutschlandsfunks auf den Tisch bekommen. 44% der Befragten sagen: Hoeneß kann Frau Merkel gar nicht so viel schaden, wie ihr Steinbrück nutzt. Die Bürgerinnen und Bürger wissen es nämlich nur zu gut: Meine Bundesregierung ist die beste, vor allen Dingen für sie.  

VONDE: Ja, das war ja so ein genialer Coup von ihnen, Frau Bundeskanzlerin, Steinbrück als Wahlhelfer einzusetzen.  

MERKEL: Hätte ich nicht gedacht, dass das so leicht ist. Erst Steinbrücks Rednerhonorare, 2 Millionen Euro soll er dazu verdient haben. Nach der Devise Schwätzen statt Schwitzen. Die Bundesbürger, die sehen ihn seitdem als Rede-Hure. Mir hingegen, mir noch nie jemand Geld angeboten,  fürs Reden meine ich. Das heißt doch: Die Bundesärztekammer will demnächst in Deutschen Krankenhäusern meine Kanzlerinnen-Podcasts gezielt einsetzen. Das spart Medikamente und dient der Kostendämpfung im Gesundheitswesen, falls die Patienten mal wieder nicht einschlafen können.   

VONDE: Toll, dass der Mann auch schon die Gehaltsverhandlungen für Sie und zukünftige Bundeskanzler führt. Und dann hat er sich noch über die beiden Wahlsieger in Italien lustig gemacht: Also Silvio Berlusconi und Beppo Grillo. Wie hat das Steinbrück so schön formuliert: „Grillo ist Komiker und Spitzenkandidat der Protestbewegung. Der ist definitiv ein Clown. Und Berlusconi ist ein Clown mit einem besonderen Testosteron-Schub“. Zack gingen Steinbrücks Umfrage-Werte wieder in den Keller.  

MERKEL: Ja, das war für mich ganz prima. Da wusste ich, ich muss mal wieder nichts sagen, ich mach mal wieder einen auf Orakel von Berlin: Deswegen habe ich einfach nur gesagt: „Italien wird seinen Weg finden“ und aus die Maus. Und ich hatte Recht damit: Wenn wir Glück haben, dann findet Italien bald Sponsoren für seine Politik. Schließlich heißt der designierte neue Regierungschef genauso wie eine bekannte Halbfett-Margarine, also Letta. 

KOSTER: Was ich bei der Vorbereitung auf diesen Abend hier rausgefunden habe: Deutschland ist selber eine Steueroase: Deutsche Reiche verschiffen ihr Geld in die Südsee und Griechische Reiche verschiffen ihr Geld nach Deutschland. Deutschland gehört zu den Top Ten der globalen Schattenfinanzplätze. Ausländer können hier steuerfrei ihr Geld anlegen und der Fiskus in ihren Heimatländern erfährt nichts.  

VONDE: Also: Deutschland begünstigt die Kapitalflucht, Geldwäsche und Steuerhinterziehung aus allen möglichen Ländern?  

KOSTER: Etwa 1,3 Billionen Euro aus dem Ausland liegen bei Deutschen Banken, schön im Schatten, kein Mensch weiß, wie viel davon versteuert ist.   

VONDE: Na, ja, wir müssen und nicht verstecken, gerade gibt’s ja eine neue Auflage von Europoly – Rettet das Schwarzgeld der Russenmafia auf Zypern! Wie geht’s eigentlichen den Liberalen: Die schaffen möglicherweise den Wiedereinzug in den Bundestag.

KOSTER: Ja, die wollen weiterhin mitregieren, als Schoßhund von Angela Merkel.

VONDE: Erstmal haben sie versucht ihn loszuwerden, ihren Vorsitzenden, Philipp Rösler, der immer so peinliche Witze erzählt: Witze wie den hier: „Angela Merkel gibt es jetzt auch als Barbie-Puppe für 300 Euro. Das heißt, die Puppe kostet nur 20, aber richtig teuer werden die 40 Hosenanzüge.“  – Er hat schon immer Witze über seine Chefs gemacht, sagt Rösler. Wahrscheinlich fanden die anderen Vorgesetzten die auch nicht lustig. Rösler, der war seiner Partei so richtig peinlich, jedenfalls hat unserer amtierender Entwicklungsminister Dirk Niebel versucht noch beim Dreikönigstreffen ziemlich an Röslers Stuhl gesägt.

KOSTER: Dabei hat Niebel auch keinen besseren Lieblingswitz. Die besten Gags unserer Politiker die können wir jetzt alle nachlesen: Hans-Peter Brugger und Ralph Kappes haben sie zusammengefasst. Im Buch die Lieblingswitze deutscher Politiker. Jetzt kommt er, der Lieblingswitz von Dirk Niebel: „Ein Sozialdemokrat benötigt einen Herzschrittmacher. Der Arzt fragt: „Einen roten oder einen schwarzen?“ Der Patient: „Natürlich einen roten.“ Der Sozi geht nach der Operation zum Arzt. „Man sieht doch von außen gar nicht, ob rot oder schwarz. Was ist denn der Unterschied?“. Der Arzt: Der Rote arbeitet nur 35 Stunden in der Woche.“

VONDE: Und der Spitzenkandidat und Hoffnungsträger der FDP, was hat der für einen Lieblingswitz. Irgendeinen über prallvoll ausgefüllte Dirndl?

KOSTER: Nichts da, lässt den New York Times Leser raushängen: Reißt einen Witz über Kommunisten: „Warum operiert der KGB immer in Dreier-Teams? Einer kann lesen, einer kann schreiben, der dritte überwacht die beiden Intellektuellen.   

VONDE: Und so einen richtig schönen selbstironischen Witz, den hat bei den Liberalen niemand?

KOSTER: Nee, niemand außer Altbundespräsident Walter Scheel: Der hat sich mit seinem Ex-Job auseinandergesetzt: „ Der Bundespräsident besucht die Einweihung einer Irrenanstalt. Beim Gespräch mit den ersten Bewohnern wir er von einem Patienten gefragt. „Was sind sie von Beruf? Erwidert der Bundespräsident: Ich bin Bundespräsident!“ Sagt der Patient: „Sehen Sie, so hat es bei mir auch angefangen.“

VONDE: Wen wir ja heute Abend auch nicht vergessen dürfen, das ist der Problemdiktator in Nordkorea, Kim Kong. Im Februar hat er eine Atombombe getestet.

KOSTER: Ja, es geht Kim
Jong Un ums Prestige. Und um Waffen. Sein Vater, Kim Jon Il war ja auch so ein Waffennarr. Wahrscheinlich hat der kleine Kim ihn immer zu den ganzen Waffenmessen, so nach Abu Dhabi, oder so begleiten müssen. Seine heutige Erzfeindin, die Präsidentin von Südkorea, die war ja auch ein Diktatorenkind, die durfte dann immer mit ihrem Papa über die Messe, Panzer gucken und Zuckerwatte essen. Aber der Kim, war so ein pummeliges, hässliches grießgrämiges Kind. So ein Kindergarten-In-der-Ecke-Steher. Sein Papa hat ihn deswegen immer sofort in der Spielecke abgegeben. Richtig so, wie sieht denn  das aus, wenn das aus, wenn mies gelaunte Diktatoren-kinder Balla-Balla Spiele machen, sowas ist schlecht fürs Wettrüsten. Und Kim Jong Il, der war so begeistert von den ganzen Bomben, Panzern und Kampfhubschraubern, der hat sein hässliches Söhnchen immer im Kinderparadies vergessen. Und dann der Aufruf. Immer zuerst auf englisch, peinlich. Deswegen hasst er den Westen auch so: „Der kleine Kim möchte im Bällchenbad abgeholt werden. Der Vater von Kim Jong Un möchte sich bitte im Bällchenbad melden, bevor der dicke Kim noch mehr Bällchen platt macht.“