Bedingungsloses Grundeinkommen

„Heute kann niemand ohne die Arbeit anderer Menschen leben“. So die Grundthese von Stefan Bürkin der Politischen Runde vom 10.2.Am Beispiel eines Glases Wasser schildert er, dass wohl jeder der Besucher dazu beigetragen hat, dass dieses Glas nun vor ihm stehe: Sei es als Schwebebahnfahrer, der einen Arbeiter einer Chemiefabrik zu seinem Arbeitsplatz fährt, damit dieser Kopfwehtabletten herstellen kann, die dem Lagerarbeiter in der Getränkefabrik helfen. Sei es als Elektriker, der Lampen installiert, die es dem Bäcker ermöglichen, Brötchen für den Fahrer des Wassers zu backen oder als Eltern, die Kinder erzogen haben, die nun ihren Beitrag leisten. Die Wege in unserer arbeitsteiligen Gesellschaft sind offenbar verschlungen.  (Bürk versteht das keineswegs als Wortspielereien.) Aber stets  gehe es um Leben und Tod: Wer keine Produkte und Dienstleistungen von anderen Menschen erhält, müsse verhungern!  

Wenn wir aber jedem Menschen bedingungslos ein Existenzrecht zugestehen, dann müssen wir jedem ein bedingungsloses Einkommen zugestehen – so seine These. Zur Person: Der Wuppertaler Ingenieur Stefan Bürk ist durch ein Buch von Götz Werner auf das Thema gestoßen. Zuerst hätte er die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens für abwegig gehalten, doch dann habe es ihn gepackt. Er ist aktiv in der Wuppertaler Grundeinkommensinitiative, betreibt die Seite www.bgebge.de und hält Vorträge zum Thema. Ihn fasziniere vor allem die mit dem Grundeinkommen verbundene Freiheit. Aber auch die geniale Einfachheit, neben der hochkomplexe Armutsbekämpfungsprogramme hilflos und demütigend erschienen. Die Befürworter solcher Programme hingen immer noch an dem überkommenen Bild der Selbstversorgungswirtschaft, der Mensch würde eigentlich von den Früchten seiner eigenen Arbeit leben. „Was aber, wenn jemand das Grundeinkommen benutzt, um Pause zu machen?“ fragt Runden-Moderator Stefan Seitz. Bürk sieht das gelassen „Dann macht er eben Pause“. Das Recht auf Freiheit sei ihm wichtig. Es warnt geradezu  vor allzu euphorischen Erwartungen, die einige jetzt schon an das Grundeinkommen knüpfen. Mit dem Grundeinkommen könne sich jemand auch eine Pistole kaufen und damit Mist machen. Freiheit sei auch das Recht zu scheitern. Letztlich gehe es jenseits aller Zahlen und Finanzierungskonzepte im Grunde um die Frage „Bin ich bereit, meinen Mitmenschen ein Grundeinkommen ohne zwingende Gegenleistung zuzugestehen?“ Wer das verneine und den Bürgern keine freie Verantwortlichkeit für die Gesellschaft zutraue, müsse konsequenterweise auch die Demokratie abschaffen – so seine provokante These.

Auch wenn viele Besucher der Politischen Runde skeptisch blieben, gelang es Bürk, auf schlagfertige Weise Nachdenklichkeit zu erzeugen.

Dies zum Weiterdenken