Das Jahrhundert der Fundamentalismen

„Religiöser Fundamentalismus wird dann zum Problem, sobald er sich mit Politik verbündet.“ Der Berliner Historiker Prof. Wolfgang Wippermann erklärte in der Politischen Runde eine Ideologie, „durch welche die Religion politisiert, die Politik dagegen sakralisiert“ wird. Und der Fundamentalismus ist für ihn kein Phänomen, das sich nur auf den Islam begrenzen lässt. An ausgewählten Beispielen präsentiert der bekannte Historiker eine Ideologiegeschichte des Fundamentalismus, dessen diverse Varianten er für das 21. Jahrhundert als bisher prägend ansieht.  Und mit einem Seitenblick auf die aktuelle weltpolitische Lage sieht er in der Ukraine gleich zwei Fundamentalismen am Werk: die russisch orthodoxe  und die katholische Kirche im Osten und Westen des Landes. Die russisch orthodoxe Variante trete dabei als offen frauen- und schwulenfeindlich sowie als antisemitisch in Erscheinung. Die waltenden Fundamentalismen seien es, die das Land zutiefst spalten und die Lage im Innern so gefährlich machen – so Wippermann.  

Der Abend insgesamt ist ein Plädoyer für Religionsfreiheit und Toleranz und die Bedeutung von Aufklärung und Menschenrechten, die der Historiker als nicht verhandelbar betrachtet.