Wuppertal – die historisch interessanteste Transformationsstadt überhaupt

Das Wuppertal Institut entwickelt Strategien für den Wandel. Sein Direktor, Prof. Uwe Schneidewind, erklärte in der Politischen Runde das Konzept einer „Blue Economy“ (Gunter Pauli) und der „doppelten Entkopplung“, wie es auf der Ebene Wuppertaler Quartiere umgesetzt wird. Der Titel ist eine Referenz an den „blauen Planeten“ Erde, wie er durch die Weltraumtechnologie für den Menschen erfahrbar wurde. Die damals „neue“ Außenperspektive der Welt machte deutlich: Menschen beeinflussen deren Entwicklung, vor allem auch das Klima. Diese Einsichten prägten ein neues Selbstverständnis aus, schufen Verantwortung. Alsbald war die Rede von einer neuen Epoche des „Anthropozäns“ (Paul Crutzen), in der der Mensch zum wichtigsten Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Entwicklungen der Erde geworden ist. Oder anders formuliert: Das „Leben auf Pump der Natur“ wurde thematisiert. Der Club of Rome formulierte seine „Grenzen des Wachstums“.  Eine „ökonomisch etwas naive Prognose“ über die Begrenztheit der Ressourcen, eine Grundaussage aber, die den Kern getroffen habe, so Schneidewind. Aber nicht die Ressourcenfrage als solche sei entscheidend sondern die Grenzen der Belastbarkeit der Ökosysteme. In der Konsequenz komme es also darauf an, eine Ökonomie zu gestalten, die dem Planeten gerecht wird. Willy Brandt prägte das umweltpolitische Leitbild vom „blauen Himmel über Ruhr“, mit seiner Ausrichtung auf ökologische und soziale Gerechtigkeit. Das Konzept des Wuppertal  Instituts verfolgt eine Strategie der „doppelte Entkopplung“ (Faktor 4): Steigender Wohlstand bei nachhaltiger Entlastung der Umwelt. Wie geht das? Zunächst dominierten in den 90er Jahren die technischen Lösungen in Sachen Umweltfreundlichkeit. Trotzdem blieben die Umweltbilanzen schlichtweg ernüchternd. Technologie allein wird es nicht richten, so Schneidewind. Erforderlich sei vielmehr eine neu gedachte Lebensqualität mit neuen Entwicklungsmustern. Den Wohlstand unabhängig vom Bruttosozialprodukt zu machen, wurde zur zentralen Perspektive. Handlungsorientierend dafür sind  die 11 OECD-Kriterien für Lebensqualität: Wohnen, Einkommen, Beschäftigung, Gemeinsinn, Bildung, Umwelt, Gesundheit, soziale Integration, Sicherheit, Lebenszufriedenheit, Zivilengagement. In Wuppertal führt das Projekt Wohlstandstransformation  „mitten hinein ins pralle normale Leben.“ Dass Wuppertal als Stadt reichlich Transformationspotenzial hat, ist historisch nachgewiesen und bestens belegt. Vielmehr noch: Wuppertal sei „die historisch interessanteste Transformationsstadt überhaupt“. Nachvollziehbar werde dies aktuell in den Quartieren und Vierteln der Stadt – um den Mirker Bahnhof:  Utopiastadt und die Konzepte einer neuen Lebensqualität – in Wichlinghausen:  Förderstrukturen für Lebensqualität, Nordbahntrasse, Soziale Stadt

– am Arrenberg:  Unternehmer als Promotoren mit visionären Projekten i.S. Transformation.  Die anschließende Diskussion in der Politischen Runde drehte sich insbesondere um die Zeitdimension und die  ökonomischen Rahmenbedingungen der notwendigen Transformationsprozesse. In einer „finanzkapitalistisch pervertierten Ökonomie“ sei das nicht zu machen.