Wie (un)sicher ist Afghanistan?

Fluchtgeschichte(n) mit Fauzia Khorrami

Politische Runde vom 4.9.2017

Angesichts von 3.500 zivilen Taliban-Opfern (Quelle: UN) bezogen auf 33 Mio. Einwohner in Afghanistan spricht der grüne Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer davon, dass „Afghanistan nicht mehr und nicht weniger unsicher (sei) als etwa Brasilien“.

Fauzia Khorrami(1985 aus Kabul geflohen): „Vorsicht vor angeblichen Fakten. UN erklärte 2016 als Rekordjahr i.S. ziviler Opfer: 11.418 Tote und Verletzte. Die Zahl der zivilen Opfer ist seit 2009 kontinuierlich gestiegen. Dazu kommen noch 670.000 Binnenflüchtlinge. Der Anschlag nahe der deutschen Botschaft im Mai 2017 in Kabul forderte 150 Menschenleben, davon 92 Zivilisten. Von 11 weiteren großen Anschlägen wissen wir. Seit 2009 wurden 26.500 Zivilisten getötet, fast 49.000 weitere z.T. schwer verletzt. (Quelle: UNAMA) Das wichtigste aber in Sachen Sicherheit: In Afghanistan tobt ein asymmetrischer Krieg. Das heißt, die Frontverläufe sind absolut unklar. Heute noch sichere Gebiete können morgen schon kippen. Niemand kann das vorhersagen. Afghanistan ist längst nicht sicher. Abschiebungen sind nicht zu verantworten.“

Und warum wird trotzdem abgeschoben? Mögliche Antwort: Mit Afghanistan existiert eines der seltenen Rücknahme-Abkommen, für dessen Unterzeichnung im Oktober 2016 Hilfsgelder in Milliardenhöhe nach Kabul flossen. Mit anderen Worten:  Abschiebungen dorthin sind vergleichsweise einfach und damit mögl. politisch gewollt.