„Im Tunnel wird man nicht nass.“

Sage keiner, in der Politischen Runde würden keine wahrhaften Thesen formuliert. Hier eine ebenso schlichte wie richtige Einsicht in die doch raren Vorteile des Status Quo in Sachen  Döppersberg heute. Die Politische Runde mit Frank Meyer, randvoll mit interessiertem Publikum, erlebte einen dieser typisch ambivalenten Themenabende: hohe Erwartungen begleiten ein gerüttelt Maß an Skepsis. Eine Stunde referiert der Dezernent informiert und anschaulich über das größte städtebauliche Projekt in der Wuppertaler Geschichte. Macht klar, welche Dimensionen diese „Operation am offenen Herzen“  des zentralen Elberfelder Verkehrsknotens und Entrées zur Stadt haben wird. Und er macht deutlich, worum es geht: um „Stadtreparatur“. Ein Schnitt, der noch zahlreichen anderen echten oder eingebildeten Großstädten in dieser oder jener Form bevor steht. Städte, die wie Wuppertal, unter den Resultaten einer eigentümlich historischen „Unfähigkeit zur Stadtentwicklung“ (Vonde/Niethammer) zu leiden haben. Die Zahlen sind es, die aktuell eine deutliche Sprache sprechen: 105 € Mio Gesamtkosten (Stand 2007) sind gedeckelt, wie man so schön sagt. Und der „Deckel“ darf lt. Ratsbeschluss und erklärter Absicht nicht überzogen werden. Das heißt, aller Inflation und steigendem Baukostenindex zum Trotz, muss 2017 in Sachen Döppersberg die finanzielle Punktlandung gelingen. Ein ziemliches Kunststück, wenn`s denn gelingt. Kräftiges Daumendrücken also ist angesagt. Deutliche Fragezeichen wurden hier in der Politischen Runde gesetzt. Ebenso deutlich wurde aber auch: es besteht echter städtebaulicher Handlungsbedarf. Der Abschied vom Mythos der „autogerechten Innenstadt“ wird nämlich höchste Eisenbahn – um im Bilde zu bleiben. Und die Bereitschaft zur kritisch konstruktiven Begleitung dieses „Großprojektes“ ist offenbar durchaus vorhanden – trotz aller Probleme.

Die Politische Runde ihrerseits begleitet das Projekt historisch: Im nächsten Jahr präsentieren renommierte Historiker einmal im Monat Geschichte(n) rund um den Döppersberg und die Urbanisierung der Stadt. Und sie schärfen deren Profil als ein echtes Modernisierungszentrum des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.