Karriere vegan

Ein „Ex-Ossi“,  Sohn eines ehemaligen Stasi-Mitarbeiters, mutiert –gleichsam „über Nacht“- vom erfolgreichen Mercedes-Manager, Kampfhund-Züchter und sorglosen „Alles-Esser“ zum überzeugten Veganer und erfolgreichen Gründer einer Handelskette für vegane Produkte.

Dies ist kein fiktives Drehbuch für einen Unterhaltungsfilm sondern der reale Lebenslauf von Jan Bredack, der jetzt zu Gast in der Politischen Runde war. Und er brachte „sein“ Publikum mit. So trafen zahlreiche Veganer auf kaum weniger Anti-Veganer, und es entwickelte sich (…) ein „munterer“ Abend. Tatsächlich ist das Thema „vegane Lebensführung“ offenbar hoch emotional besetzt – von beiden Seiten. Jan Bredack schilderte im Interview seine Sicht der Dinge, gab sich betont „antimissionarisch“, aber klar entschieden. Und er konfrontierte das Publikum mit unbequemen Fakten über Tierhaltung und –schlachtung, über Ethik, Umweltlasten, Ressourcenverschwendung und Gesundheitsprobleme, die er selbst nicht mehr kennt, seit er vor etwa sechs Jahren zum Veganer „mutierte“. Auch seine sieben Kinder lebten als Veganer kerngesund ohne jede Mangelerscheinung (B12 inclusive). Bredacks Handelskette befindet sich derzeit in der Expansionsphase. Anzeichen dafür, dass geschätzte 800.000 Veganer/innen (Frauen dominieren) auch einen anständigen Markt abgeben. Oder vielleicht doch nicht? Die Banken bewilligten nämlich Kredite nicht immer ohne Zögern und forderten Gesundheitsnachweise des Kreditnehmers. Gleichwohl ist Buchautor Bredack vom Erfolg veganer Denkweisen (und Produkte) überzeugt, nicht zuletzt, weil er die auf Massentierhaltung basierende Fleischindustrie und Milchwirtschaft „am Boden“ sieht. Geld interessiere ihn überhaupt nicht.  Das mochten manche glauben – andere nicht.  Realistische Lösungen etwa für das Problem der Ernährungsgerechtigkeit? Olivier de Schutter, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zum Recht auf Nahrung: „Wenn wir den Fleischkonsum in den reichen Ländern reduzieren, ihn weltweit bis 2050 auf einen Pro-Kopf-Verbrauch auf dem Niveau von 2000 festschreiben – also auf jährliche 37,4 kg/Kopf – dann könnten ungefähr 400 Millionen Kilo Getreide für die menschliche Ernährung freigesetzt werden. Das ist genug, um 1,2 Milliarden Menschen mit ausreichend Kalorien zu versorgen.“ Also die Macht der Verbraucher gegen die Macht der „Märkte“? Dieses Generalthema blieb -wie so vieles- an diesem Abend unbeleuchtet. Als Bredack von den ethisch und gesundheitlich bedenklichen Folgen insbesondere der Milchproduktion spricht, wird es manchem zu viel. Man stimmt mit den Füßen ab und –in der Politischen Runde selten genug- geht. Alle, die blieben und Unbequemlichkeiten oder Irritationen aushielten, haben –vielleicht ungewollt- dann doch etwas gelernt. Und sei es, dass alles nicht so einfach is(s)t.